Die Alitzheimer Glocken
Seit rund 150 Jahren rufen vom Alitzheimer Kirchturm aus drei Glocken die Gläubigen zu Gebet und Gottesdienst. Im Filial-Kaplanei-Buch sind sie wie folgt beschrieben:
„Glocken hängen drei auf dem Turme. Die kleinste hat die Inschrift: „Christus, Maria, Vitus. Gloria in excelsis Deo. Johann Heilmann, Michael Ehrlich, Ortsvorstand. Georg P. Jäger von Würzburg anno 1819“ (Durchmesser: 0,59 m).
Auf der mittleren ist das Bild des heiligen Martinus als Soldat angebracht. Die Inschrift lautet: „Gegossen im Jahre 1835 durch Christoph Bittore, gebürtig aus Seeligenthal, Kreis Schmalkalden, dermalen Geschäftsführer bei der k. Brunnenmeisterswitwe Hegele in Würzburg zu der Zeit als Johann Heilmann Ortsvorsteher, Ströbert Gemeindepfleger, Kleinhenz Stiftungspfleger, Michael Holzmann Schullehrer, Georg Böhnlein und Georg Dillmaier Deputierte in Alitzheim waren“ .
Die damals größte Glocke aus dem Jahre 1730 (Martinusglocke) hat die Zeiten überdauert und hängt heute noch – inzwischen allerdings als kleinste Glocke des Alitzheimer Geläutes - auf unserem Kirchturm. Sie, deren genaue Daten später genannt werden, war also schon im vergangenen Jahr 1980 250 Jahre alt. Die beiden erstgenannten Glocken fielen jedoch dem 1. Weltkrieg zum Opfer. Sie wurden im Jahre 1917 abgenommen und eingeschmolzen, obwohl die im Jahre 1819 gegossene Glocke in den „Kunstdenkmälern Bayerns“ aufgeführt war.
Nach dem Krieg wurden von den Alitzheimer Bürgern zwei neue Glocken beschafft, darunter die damals kleinste Glocke des Geläutes, die dann auch den Weltkrieg überstand: Ton: Dis, Gewicht: 180 kg, Durchmesser: 64 cm, Inschrift: „Gestiftet von Familie Ditus (statt Vitus) Bätz“. „Gegossen von Gebr. Klaus, Heidingsfeld 1921.“ Sie wurde im Zusammenhang mit der Neubeschaffung von Glocken im Jahre 1961 abgenommen und hängt seit 1978 auf dem Glockenturm neben der Aussegnungshalle des neuen Friedhofs. Ihre beiden „Schwestern“ waren am 5.1.1942 vom Kirchturm geholt worden, um eingeschmolzen zu werden, damit aus dem Metall Waffen hergestellt werden konnten. Gottlob überstand die o. g. älteste und wertvollste Glocke aus dem Jahre 1730 den Krieg und kehrte im September 1947 vom „Glockenfriedhof“ Hamburg wieder nach Alitzheim zurück.
Nach dem 2. Weltkrieg dauerte es besonders lang, bis Alitzheim wieder zu einem ordentlichen und vollständigen Geläute kam. Von 1952 - 1960 hatte man alle Kraft auf die Vorplanung und Vorbereitung der dringend nötigen Kirchenerweiterung verwendet und zunächst die Hofverlegung von Haus-Nr. 18 (Adolf Kutzenberger) an den Schweinfurter Weg unterstützt.
Da gab Schmiedeobermeister Alfons Pickel, der im Jahre 1957 nach Alitzheim zugezogen war und hier eine moderne Schmiede- und Landmaschinenwerkstätte errichtet hatte, gleich zu Beginn des Jahres 1961 – Studienrat Eugen Sterzinger hatte an Dreikönig gerade seinen ersten Gottesdienst in Alitzheim zelebriert - die Initialzündung zur Anschaffung neuer Kirchenglocken. Sein bleibender Verdienst ist es, dass er den neuen Seelsorger und Bürgermeister Jakob Kasper darauf hinwies, dass gerade zu dieser Zeit der Bronzepreis mit 4,30 DM/kg - heute (1981) ca, 30 DM/kg - einen einmaligen Tiefstand auf dem Weltmarkt erreicht hatte. Und da ohnedies für die Renovierung des Pfarrhauses gesammelt werden musste, damit der neue Ortsgeistliche am 19. März 1961 einziehen konnte, ließen sich die Alitzheimer in einer großen Spendenaktion zu beachtlichen finanziellen Opfern für die Pfarrhausrenovierung (12000 DM) und für die Beschaffung einer großen Glocke (800 kg) sowie einer neuen Kirchturmuhr (25000 DM) bewegen, zumal Schmiedeobermeister Alfons Pickel allein eine 475 kg-Glocke stiftete.
Über die Einholung der neuen Glocken und ihre Weihe am 9. und 10. 9.1961 berichtete der „Steigerwald-Bote“:
„Das vergangene Wochenende brachte für die Alitzheimer Freudentage, auf die sie schon lange mit Sehnsucht gewartet hatten. Konnten doch am Samstag und Sonntag ihre beiden neuen Kirchenglocken endlich eingeholt und geweiht werden.
Am Samstagnachmittag (9.9.1961), der von der ganzen Gemeinde bereits als Feiertag gehalten wurde, versammelten sich die Gläubigen im Hof der Firma Pickel, wo die beiden geschmückten Glocken auf einem mit Girlanden gezierten Gummiwagen zur Abholung bereitstanden.
Nach dem von der Musikkapelle intonierten „Lobet den Herren“ und einem von zwei Mädchen der Volksschule vorgetragenen Feiergedicht ließ der Gesangverein „Sängerlust“ ein freudiges „Das ist der Tag des Herrn!“ erklingen. Sodann ergriff Bürgermeister Jakob Kasper das Wort. Er gab seiner großen Freude über das nach rund 20-jähriger“Glockenarmut“ gelungene Gemeinschaftswerk Ausdruck und sprach seinen innigsten Dank allen aus, die materiell und ideell zu seinem Gelingen beigetragen haben. Anschließend wurden die Glocken in feierlichem Zuge durch das ganze Dorf geleitet. Am Platz vor der alten Schule, wo das Weihegerüst aufgebaut war, richtete zum Abschluss der Feier Studienrat Eugen Sterzinger als Ortsgeistlicher noch einige zu Herzen gehende Worte an die Gläubigen. Er sprach von der Freude dieses lang ersehnten Tages, von der Dankbarkeit gegen Gott, die Stifter und die Glockengießerei Otto in Bremen und von der großen Symbolkraft dieses Zuges der neuen Glocken durch das ganze Dorf wodurch die innige Verbindung der Glocken mit jeder einzelnen Familie zum Ausdruck gekommen sei.
Weihe der Glocken am 10. September 1961 durch Dekan Stadtpfarrer Franz Bauer, Gerolzhofen
Der Sonntag (10.9.1961) wurde mit einem Choralamt eingeleitet, bei dem die Gemeinde nahezu vollzählig zum Tisch des Herrn ging. Den Höhepunkt des Tages bildete dann die Weihe der beiden neuen Glocken, die im bischöflichen Auftrag Dekan, Geistlicher Rat Bauer, Gerolzhofen, unter Assistenz von Pfarrer Sterzinger, Sulzheim, und Kuratus Hergenröther, Geusfeld, vornahm. Nach ausgewähIten, von Schülerinnen vorgetragenen Versen aus dem Schillerschen „Lied von der Glocke“ ging Dekan Bauer in einer aufrüttelnden Ansprache auf die Bedeutung der Glocken ein. Der Grundton der tiefen Glocke sei Symbol für die Notwendigkeit des männlichen Vorbilds im Glaubensleben von Familie und Kirchengemeinde, die Harmonie der Glocken Beispiel für den Geist der Einheit in der Gemeinde. Über die Symbolik hinaus seien die Glocken aber die Stimme Gottes, die uns zum Gottesdienst ruft und stets zu einem echt christlichen Leben ermahnt. Zu Beginn der feierlichen Konsekration wurden die Buß-Psalmen gebetet. Nach der Salz- und Wasserweihe erfolgte das Abwaschen der Glocken mit Weihwasser, ihre Salbung mit heiligem Ö1 und ihre Beräucherung, wodurch sie aus dem irdischen Bereich herausgenommen und in den heiligen Dienst aufgenommen wurden. Nach dem Evangelium sang der Gesangverein ein dankbares „Ich freu' mich in dem Herren“. Sodann sagte Studienrat Sterzinger dem Konsekrator für die Weihe Dank und rief die Gläubigen nochmals zur Befolgung des Rufes der Glocken in jedem Hause auf Nach dem Einzug in die Kirche stimmten Priester und Volk vor ausgesetztem Allerheiligsten ein feierliches „Te deum“ an, dem der sakramentale Segen folgte .
In den folgenden Tagen wurden dann der neue schmiedeeiserne Glockenstuhl und die Glocken montiert sowie die elektrische Kirchturmuhr mit vier Zifferblättern angebracht."
So hängen seit 1961 auf dem Turm der Alitzheimer Barockkirche, der gleichzeitig der Glockenturm für unsere neue Kirche ist, folgende Glocken:
Ton | Gewicht | Durchmesser | Inschrift | |
1. Fis | 800 Kg | 109 cm |
DER ALLERHEILIGSTEN DREIFALTIGKEIT - GESTIFTET VON DEN ALITZHEIMER BÜRGERN 1961 |
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2. A | 475 Kg | 92 cm |
GEGRÜSSET SEIST DU MARIA. GESTIFTET VON FAMILIE ALFONS PICKEL. - ALITZHEIM 1961 |
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3. H | 380 Kg | 85 cm |
ZU EHREN DES HEIL MARTINI HAT MICH DIE LÖBL GEMEIND ALETZHEIM NEU GIESEN LASSEN. AD 1730 GOSS MICH JOHANN ADAM ROTH, JOHANN DIMATER SCHUHTHEIS -JOH. CARL KLEIN SENIOR |
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